Döblinger Spaziergang

erkundet und zusammengefasst von Dr. Franz Luger

Grinzingerstraße 70, hier wohnte einst Albert Einstein in den Jahren 1927 bis 1931
Gleich in der Nähe, in der Armbrustergasse, genau gegenüber der ehemaligen Kreisky-Villa, gibt es ein Kreisky Denkmal. Dieses stammt vom Bildhauer Prof. Hubert Wilfan und wurde im Jahr 2003 im Beisein der beiden Kreisky Kinder, des Altkanzlers Vranitzky, seines langjährigen Sekretärs und späteren Finanzministers Lacina und des Bezirksvorstehers Tiller (ÖVP) enthüllt.
Ein weiterer historischer Ort ist die Grinzingerstraße 64; in diesem Hause wohnten sowohl Beethoven wie auch Grillparzer.
Weiter oben, in der Grinzingerstraße 6, wohnte seinerzeit Curd Jürgens mit seiner zweiten Frau Judith Holzmeister, Tochter des berühmten Architekten. Doch Curd Jürgens war damit überhaupt nicht zufrieden und kritisierte diese Grinzinger Wohnstätte mit folgenden Worten: „Der alte Holzmeister zeichnete ein scheußliches Haus. Er kann zwar Kirchen bauen aber kein Wohnhaus für lufthungrige junge Menschen. Seine Tiroler Heimat schlägt durch: Statt Fenster Schießscharten, statt eines großzügigen Wohnraums verschachtelte Kämmerchen wie eine Skihütte in Kitzbühel. Das weit vorgezogene Schleppdach soll wohl vor Lawinen schützen, aber es sieht aus wie die Mütze eines besoffenen Grinzinger Heurigenbesuchers.“
Alsbald trennte sich Curd Jürgens von Judith Holzmeister und zog auch aus Grinzing fort.
Geht man die Grinzingerstraße bergaufwärts weiter, dann gelangt man in die Himmelstraße 24. Das ist das Hörbigerhaus Wessely, heute Theater am Himmel - empfehlenswert!
Dann zum Haus Himmelstraße 43:
In diesem Haus wohnten vier bedeutende Persönlichkeiten, und zwar Karl Seitz (Bundespräsident und Wiener Bürgermeister), der Mathematiker Kurt Gödel, der Heeresminister Julius Deutsch und der Dirigent Karl Böhm mit seinem Sohn, dem bekannten Schauspieler (Kaiser Franz Josef in der Sissi-Trilogie) Karl Heinz Böhm.
Noch weiter bergwärts gelangt man zur Adresse Himmelstraße 26, wo die beiden Bundespräsidenten Karl Renner und Theodor Körner ihre Residenz hatten.
Anekdote: Karl Renner starb am Silvesterabend 1950, trotzdem wurde am 1. Jänner 1951 seine Neujahrsansprache ausgestrahlt mit den Worten: "Wir Österreicher lassen uns nimmermehr entmutigen. Denn wer gleichsam von den Toten auferstanden ist, und das ist unsere Republik, der glaubt an das Leben, vertraut auf die Zukunft und hegt vor allem Zuversicht."
Theodor Körner folgte Renner nach, wohnte auch hier in der Amtsvilla und verstarb hier am 4. Jänner 1957, als er nach einem Schlaganfall zum ersten Mal ohne fremde Hilfe die Stiegen der Präsidentenvilla hinaufgehen wollte. Er war lebenslang ein Junggeselle und wurde als Präsident ohne Hut und Mantel bezeichnet, da er auch bei klirrender Kälte nur im schwarzen Anzug anzutreffen war.
Und noch ein Stück weiter auf der Himmelstraße gelangt man zur Bellevuewiese. Dort stand seit dem 18. Jahrhundert unter der nunmehr aufgelassenen Adresse Himmelstraße 115 das Schloss Bellevue, in dem eine Nervenheilanstalt untergebracht und in der Sigmund Freud als Arzt tätig war und sich ihm am 24. Juli 1895 das Geheimnis des Traumes enthüllte.
Nach dem ersten Weltkrieg befand sich hier noch kurze Zeit ein Kinderheim, das Schloss wurde 1946 abgebrochen und 1963 durch das Restaurant Bellevue nach den Plänen des Architektenehepaars Windprechtinger ersetzt. Dieses Restaurant wurde 1982 wegen Bauschäden liquidiert. An seiner Stelle steht jetzt ein Gedenkstein, der über Auftrag der Tochter von Sigmund Freud von der Stadt Wien errichtet wurde und an die medizinische Entdeckung der Traumdeutungstheorie erinnert.
Geht man bergabwärts über die Reinischgasse Richtung Kaasgrabenkirche, die übrigens oftmals als Hintergrundkulisse für alte Filmhochzeiten diente, dann über die Kaasgrabengasse zur Daringergasse, dann kommt man Ecke Sieveringerstraße zum Daringerhof. Dort gab es 1916 etwas ganz Besonderes: Im Keller dieses ehrenwerten Hauses wurde die deutschsprachige Ausgabe der PRAWDA gedruckt! Die in Wien erscheinende Prawda gab als Redaktionsadresse an: Wien 9., Mariannengasse 17
Ein kurzer Abstecher vom Daringerhof in die Daringergasse 12. In diesem Gemeindebau wohnte in den Jahren von 1960 bis 1976 mit der Kinder- und Jugendbuchautorin Leomare Seidler der Kabarettist Helmut Qualtinger. Das Gebäude trägt seit 1998, durch die Gemeinde Wien veranlasst, ehrenhalber den Namen „Helmut-Qualtinger-Hof”. Zuletzt war Qualtinger Mieter einer weitläufigen Wohnung in den Gebäuden des sog. "Heiligenkreuzer Hofes" im ersten Wiener Gemeindebezirk, der dem Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich gehört.

Eine weitere Adresse mit politisch-historischem Background befindet sich in der Rodlergasse 25.
In diesem Haus wohnte der Revolutionär und Gründer der Roten Armee Leo Trotzki (geboren 1879 ermordet über Auftrag von Stalin am 21. August 1940 in Coyoacán, Mexiko unter Anwendung eines Eispickels) mit seiner Frau und den beiden Söhnen 1911-1914 und musste wegen Ausbruch des 1. Weltkrieges in die Schweiz ausreisen. Für seine Ausreisegenehmigung intervenierten maßgebliche Sozialisten, u.a. Karl Renner. Renner kannte auch Stalin persönlich aus dieser Zeit, was sich 1945 sehr vorteilhaft auswirken sollte. Trotzki traf Stalin hier erstmals 1913. Vorher wohnte Trotzki an folgenden Adressen in Wien:
14., Hüttelbergstraße 55. Bevor Trotzki nach Döbling zog wohnte er in Hütteldorf in der Hüttelbergstraße.. Ausgezogen ist er, weil der Hausherr, ein jüdischer Arzt, die Miete so stark erhöht hat … (Damals war es in Döbling offenbar noch billiger); 15., Friesgasse 40; 19., Weinberggasse 43; 19., Sieveringerstraße 19; 19., Rodlergasse 25 (1911-14).
Noch eine Randbemerkung zu Stalin: Er kam im Jänner 1913 auf Wunsch Lenins nach Wien, um hier Studien zu betreiben, es entstand ein 40seitige Abhandlung „Marxismus und die Nationalitätenfrage“. Er wohnte bei dem Emigrantenehepaar Troyanowsky, der dann später Botschafter in Washington wurde,
in der Schönbrunner Schlossstraße Nummer 30. Im Februar kehrte er nach Russland zurück und wurde neuerlich verhaftet. Bis zur Reise nach Teheran 1943 war das übrigens seine letzte Auslandsreise. Heute erinnert noch eine Gedenktafel in Hietzing an Stalins Aufenthalt in Wien.
In der Gymnasiumstraße 83, steht heute ein Studentenwohnheim. Hier liest man an einer Tafel, dass dort früher einmal der Walzerkönig Joseph Lanner wohnte und 1843 verstarb.
Einige Häuser weiter liest man auf der Hausmauer des Gymnasiums Döbling, dass hier prominente Persönlichkeiten, darunter zwei Nobelpreisträger, unterrichtet wurden.
Aber auch heutige Prominenz, darunter Peter Alexander oder ZiB 2 Moderator Armin Wolf besuchten dieses Gymnasium
Billy Wilder, der weltbekannte Regisseur, lebte vor Hitlers Machtergreifung in der Billrothstraße 15 als Untermieter, wo er für die Wiener Boulevardzeitung „Die Stunde“ als Reporter arbeitete. Geboren wurde er am 22. Juni 1906 in Sucha Beskidzka, einem Dorf bei Krakau. Gemeinsam mit Erich Kästner schrieb er 1931 das Drehbuch für die Erstverfilmung von Emil und die Detektive. Er schuf Klassiker wie "Boulevard der Dämmerung" (1950), mit Gloria Swanson als verblendeter Ex-Diva, "Das verflixte 7. Jahr" (1955) und "Manche mögen's heiß" (1959), beide mit Marilyn Monroe, "Zeugin der Anklage" (1958), erneut mit Marlene Dietrich, sowie "Das Appartement" (1960) und "Das Mädchen Irma la Douce" (1963), beide mit Shirley MacLaine. Billy Wilder verstarb am 27. März 2002 in Los Angeles.
 

 

Döblinger Hauptstraße 94
Eduard von Bauernfeld (geb. 13.1.1802, gest. 9.8.1890)
Der Lustspieldichter mit dem Pseudonym "Rusticocampus" war gebürtiger Wiener, den mit Niederösterreich vor allem die Aufenthalte im Schloss Atzenbrugg im Kreis der Schubertianer verbanden. Er gilt als Meister des Konversationsstücks mit Wiener Lokalkolorit und war Hausdichter des Burgtheaters mit rund 1100 Aufführungen bis 1902.
Döblinger Hauptstraße 96
Bezirksmuseum Villa Wertheimstein Wertheimstein, Leopold Ritter von, 1801 bis 1883, erwarb die Villa in Döblinger Hauptstraße 96, jetzt Bezirksmuseum, Josephine Wertheimstein war Dame der Wiener Gesellschaft, deren literarischer Salon Berühmtheit erlangte.
Hier wohnte Johannes Brahms
Bertha Faber geb. Porubszky, Johannes Brahms (geboren 1833 in Hamburg, gestorben 1897 in Wien) widmete ihr zur Geburt ihres zweiten Sohnes im Jahr 1868 das Lied op. 49 Nr. 4: Guten Abend, gute Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt, schlüpf unter die Deck: Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt, morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt.
Döblinger Hauptstraße 92
hier komponierte Beethoven die Eroica

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