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Nussdorfer Platz: Früher Hirschenplatz (noch 1797 Hirsenblaß geschrieben), dann Zimmerplatz (1809 als Napoleon mit seinem Heer von Nussdorf aus die Donau überqueren wollte), später Hauptplatz und noch in den 70er Jahren des 20. Jhdts. Nußdorferplatz. Von der Wildgrube kommend fließt der Nussbach, der nach den im oberen Teil liegenden Rieden ("die Schreibern") auch Schreiberbach genannt wurde, eingewölbt vom Zahnradbahnhof bis zum Donaukanal, genauer: seit 1895 zum rechten Hauptsammelkanal. Im Mai 1851 führte er so viel Wasser, dass der Verkehr innerhalb Nußdorfs nur mit Schiffen möglich war. Bereits 1877 wurde seine Einwölbung geplant, 1884 beschlossen und im darauf folgenden Jahr vollendet. Dennoch überschwemmte er im Jahr 1886 nochmals Nußdorf. Der eingewölbte Teil (mit einer Länge von 443 m) kann begangen werden, der Einstieg befindet sich in der Mitte des Nussdorfer Platzes bei der Haltestelle des D-Wagens. Am Hirschenplatz stand am damals noch offenen Nußbach eine Statue des hl. Nepomuk. Diese befindet sich heute auf der Brücke bei der Eroicagasse.

Der Nußdorfer Platz befindet sich knapp oberhalb der Stelle, an dem ein Donauarm (der heutige Donaukanal) vom Hauptstrom abzweigt. Daher findet man hier schon im 11. und 12. Jhdt. eine "Urfahr" - eine Überfuhr. Auch Schifffahrt und Fischfang waren ziemlich bedeutende Gewerbe. 1367 werden einzelne Nußdorf Fischer urkundlich erwähnt, 1552 wird die Grenze zwischen den Wiener und den Nußdorfer Fischgründen festgelegt. Acht Jahre später, im Dezember 1560, wird es den Nußdorfer Fischern verboten, Eisschollen loszuhacken, da die Donaubrücken dadurch Schaden erlitten. Im näheren Umkreis des Nussdorfer Platzes werden bereits 1406 mehrere Badestuben erwähnt.

Anfang des 16. Jhdts erfolgte durch die "Schiffung" im Wiener Donauarm ein weiterer Aufschwung Nussdorfs. Zur Sicherung dieses Schifffahrtsweges  wurde der Ausbau des Sporns an der Spitze der Brigittenau notwendig. Allerdings war der Kanal für zwei gegeneinander fahrende Donauschiffe nicht breit genug. Deshalb musste jedes Schiff in Nussdorf seine Fracht in kleinere Kähne umladen. Dadurch wurde der Nussdorfer Platz zum Hafen Wiens.

1790 wurde der Sporn weiter in den Strom hineingebaut, wodurch der Donaukanal mehr Wasser führte und der Versandung des Kanals entgegen gewirkt wurde. Dadurch erlangte der damalige Hirschenplatz eine enorme Bedeutung als Hafenplatz. Hier befand sich u.a. das Gasthaus zur Maut (ab 1811 zur Überfuhr der Landwehr, dann zum Landwehrmann - Heiligenstädterstr. 213), das Gasthaus zur goldenen Rose (- Nussdorfer Platz 8), das Gasthaus zum braunen Hirschen (heute Zahnradbahnhof - Nussdorfer Platz 5), sowie das Gasthof zur blauen Donau (- Nussdorfer Platz 3). Vom Anfang des 19. Jdhts bis etwa 1880 befand sich im Garten des Gasthauses zur goldenen Rose ein Badhaus, dessen Wasserleitung anfänglich von Eseln angetrieben wurde. An Stelle des gräflichen Lamberg'schen Hauses, in dem später ein Vergnügungslokal mit Kaffeehaus errichtet wurde, steht heute die Franz-Josefs-Bahnstation Nußdorf.

1830 wurde Nußdorf infolge eines Eisstosses überschwemmt. Deshalb wurde der Damm gegen die Donau erhöht, wodurch der Blick vom Nussdorfer Platz auf die Donau nicht mehr möglich war. Dennoch wurde 1899 die Heiligenstädterstraße beim Hauptplatz überflutet. Ein Jahr zuvor war die Schleuse zum Donaukanal freigegeben worden. Der Durchgang zum Donaukanal unterhalb der Franz Josefs-Bahn wurde von der Waffen-SS am 8. April 1945 gesprengt. Wenige Tage später brannte der Nußdorfer Bahnhof infolge des Artilleriebeschusses ab.

In den 60er Jahren wurden die Häuser Nr. 1 und Nr. 2 durch einen Neubau ersetzt. Die Bauhöhe orientierte sich - wie die aller anderen Bauten des Platzes - an der Höhe des ältesten Hauses des Nußdorfer Platzes, Nr. 3 (Torstein: anno 1704). Doch unter dem Bezirksvorsteher Adolf Tiller (ÖVP) wurde die Bauhöhe neu festgelegt. Dabei erhielten alle Gebäude des Platzes - ausgenommen Nr. 3 und Nr. 4, gleichzeitig auch letztes Haus der Greinergasse, - die Bauklasse W2 (10 m). Aus unerfindlichen Gründen wurde gerade dem Haus, das die Höhe aller anderen jüngeren Bauten des Nußdorfer Platzes bestimmt hatte, nämlich Nr. 3, die Bauklasse der Greinergasse, W1 (7,5 m) zugeteilt. Trotz mehrfacher Ansuchen an die Magistratsabteilung 21  (Stadtteilplanung und Flächennutzung) - auch von Bezirksvorsteher Tiller - ab Feber 1994 blieb es bei diesem lapidaren Bescheid: "... Im Rahmen einer künftigen Überarbeitung soll Ihr Ansuchen berücksichtigt werden. Der Magistrat ist hiebei an keine Fristen gebunden. ..." Unterschrift: Abteilungsleiter Dipl.-Ing. Klaus Vatter und Sachbearbeiter: H. Wojtowicz. Ein nochmaliges Gesuch im März 1999 - nach Ankündigung einer Umwidmung des Bebauungsplans in Nußdorf - wurde bis jetzt überhaupt nicht beantwortet. Von einer Korrektur des Fehlers ist bisher natürlich auch noch keine Rede gewesen. Nach Jahrzehnten darf sich der Bürger fragen, ob es nicht an der Zeit ist, diese Stadtverwaltung zu ersetzen ....

(Grundlegende historischen Tatsachen entnahmen wir "Döbling, eine Heimatkunde des XIX. Wiener Bezirkes", herausgegeben von Döblinger Lehrern in drei Bänden, 1922)

 

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