Unsere Pfarrorgel wird renoviert

(aus der Beilage zu den "Nußdorfer Pfarrnachrichten" - Oktober 1987)

Zur 200 Jahrfeier der Nußdorfer Pfarrkirche "St. Thomas" soll unsere Orgel wieder in altem Glanz erstrahlen! Dann werden Luftschächte und Windlade wieder dicht sein, und kein "asthmatischer" Pfeifton wird zu hören sein, nachdem der Schlussakkord schon lange verklungen ist.
Die Pfeifen sind duch fettige Staub- und Rußablagerungen (u.a. vom Kerzenrauch!) verstimmt: die Tonhöhe der Pfeifen ändert sich mit der Länge. Der Verfasser dieses Artikels, der sich - Gott sei Dank - seine kindliche Phantasie ins Erwachsenenalter retten konnte, schlägt deshalb vor, dass in Zukunft die Organisten nicht nur mit Noten und frommer Gesinnung, sondern auch mit Staubsauger und Beserl in die Kirche eilen sollen! Doch dieser Bericht ist ernst gemeint, da die Kosten der Reparatur die Pfarre bis zur äußersten Grenze belasten.

Hr. Prof. Hans Hayek erzählt in den folgenden Zeilen Wissenswertes rund um die Nußdorfer Pfarrorgel:

"Unsere Orgel wird von Fachleuten als besonderer Leckerbissen geschätzt. Gleichartige Orgeln befinden sich, dem Vernehmen nach, nur noch in Prein und in Biedermannsdorf. Ihr guter Klang wird von Musikern wie auch von Hochzeitern bewundert. Wie sehr sie "Gebrauchsgut" ist, kann daran erkannt werden, dass das exakte Aufstellungsdatum nicht in der Pfarrchronik aufscheint. Man weiß nur, dass die "Königin der Musikinstrumente" seit der Jahrhundertwende in unserer Pfarrkirche ihre Stimme erklingen lässt.
Unsere Orgel ist eine so genannte Kegelladenorgel mit 11 klingenden Registern (Register: eine Pfeifenreihe gleicher Bauart), davon sind zwei Pedalregister. Die Orgel hat zwei Manuale, davon das erste sechs Register und das zweite drei Register (Manuale sind auf "Neuhochdeutsch" Keyboards - einfach Tastaturen, die übereinander angeordnet sind). Außerdem hat sie, wie jede andere würdige Orgel, ein Pedal - große Tasten, die zusätzlich mit den Füßen gespielt werden. Ernsthafte Fachleute begründen dies mit musikalischen Notwendigkeiten, der Verfasser, der Kenntnis von den arktischen Temperaturen im Winter hat, ist persönlich davon überzeugt, dass nur das Pedalspiel die Organisten vor dem Erfrierungstod rettet.
Interessant ist, dass die Orgel weder Schweller noch Lamellen am Pfeifenkasten zur Regulierung der Lautstärke besitzt. Sie kann nur durch Ziehen von Registern verändert werden, wodurch allerdings auch die Klangfarbe einen anderen Charakter bekommt.
Die meisten Pfeifen sind aus Holz, ein Zeichen guter Qualität, nur die Prospektpfeifen (das sind die, die vom Kirchenraum gesehen werden können) sind aus einem zinkblechartigen Ersatzmaterial. Da ihr Klang nicht zufrieden steIlend ist, werden sie durch Pfeifen aus einem besser geeigneten Material erneuert.
Der Tonumfang reicht vom Kontra C (c-2) über mehr als sechs Oktaven. Der Ton c-2 hat eine Frequenz von 32 Hz und ist damit tiefer als des Brummen eines elektrischen Transformators (50 Hz).
Kirchenorganisten sind in Nußdorf hochangesehene, ehrenamtliche Persönlichkeiten. Sie spielen an 52 Samstagen im Jahr in der Vorabendmesse, an eben so vielen Sonntagen in den Messen um 8 und um 9.30 Uhr. Feiertage und sonstige Anlässe, bei denen Organisten benötigt werden, wollen wir nicht extra anführen.
Ein angehender Organist sollte am Klavier Musikstücke von Bach spielen können. Als Organist ist er dann musikalischer Lehrmeister der Kirchenbesucher. Vor der heiligen Messe spielt er die Melodien neuer Messlieder, während der Messe hilft er bei schwierigen Liedern durch längeres Präludieren. Durch regelmäßiges Wiederholen übt er Bekanntes ein, und er hat Verständnis, dass das Kirchenvolk nicht aus ausgebildeten Sängern besteht. Meist wird vorausgesetzt, dass der Organist auch Leiter des Kirchenchors ist.
So weit erinnerlich, haben in Nußdorf folgende Organisten diese Aufgaben ausgefüllt: Hr. OL Haas, Hr. Georg Schedl und sein Sohn Gottfried, Prof. Hans Hayek, Hr. Gottwald+, Fr. Friza, Fr. Friederike Gottwald+, Hr. Horst Wichmann, Hr. Günter Widmann, Hr. Dir. Weinguni, Hr. Wolfram Koloseus, Fr. Wudernitz und Hr. HR Schmidgruber sowie Hr. Thomas Kierlinger. (Zusatz 2003: In den letzten Jahren hilft auch Frau Kathrin Wallnberger, geb. Schrott, immer öfter aus).
Seit 1960 versorgt ein elektrisches Gebläse die Orgel mit Luft. Vorher mussten die "Kalkanten" zu diesem Zweck kräftig den Blasbalg treten - ein mühsames Geschäft. Hr. Püschner sen. und Hr. Püschner jun. sind die beiden bekanntesten Kalkanten. Wehmütig schmunzelnd erzählt Hr. Prof. Hayek, dass mehrmals der Kalkant vor einem Hochamt oder einer Hochzeit flehend bettelte: "Bitte, spieln's net mit allen Registern!!", denn je mehr Register der Organist zog, desto kräftiger musste der Kalkant seinen Blasbalg treten. Und manchmal setzte auch der Ton mitten im Spiel aus Luftmangel aus. Dann verhalf nur tollkühnes, blitzschnelles Wegschalten möglichst vieler Register dem erschöpften Kalkanten zu neuen Kräften und
der Orgel zu genug Luft! Und war kein Kalkant aufzutreiben, dann musste ein kräftiger Ministrant oder ein gutwilliger Kirchenbesucher einspringen."

Zum 200. Geburtstag der Nußdorier Pfarrkirche im November wird - so Gott will - die renovierte Orgel die Gläubigen durch ihr Spiel erfreuen. Deshalb ersucht Sie HH Pfarrer, Geistl. Rat R. Rengo can.reg., um Ihre Mithilfe. Und sollten Sie die Pfarre materiell nicht unterstützen können, so helfen Sie bitte mit einem "Vaterunser" in der Pfarrkirche von Nußdorf.

Vergelt's Gott!

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