Lesejahr B

Das Markusevangelium

Einer frühen Überlieferung zufolge wurde das Markusevangelium in Rom verfasst; eine Annahme, die davon ausgeht, dass der Autor mit Simon Petrus in Verbindung war.
Der allgemein akzeptierte früheste Zeitpunkt der Niederschrift um das Jahr 65 n.Chr. basiert auf der Aussage des Geistlichen Irenäus aus dem späten 2. Jahrhundert: Mk habe nach dem Tod von Petrus zu schreiben begonnen, der sich während der Verfolgung unter Kaiser Nero etwa 65 n.Chr. zutrug. Die Argumente für einen späteren Zeitpunkt sind gewichtiger. Das Kapitel über die Apokalyse (Mk 13) enthält eine rätselhafte Aussage, die generell als eine Bezugnahme auf die Zerstörung von Jerusalem durch die Römer im Jahre 70 n.Chr. während des ersten jüdischen Krieges gedeutet wird. In diesem Falle wäre das Evangelium während der Belagerung der Stadt oder kurz danach verfasst worden.
Mk schreib sein Evangelium an heiden-christliche Adressaten (vergl. die Erklärung jüdischer Feste und Sitten). Der geographische Aufbau ist für den Verfasser auch theologisch gefärbt: In Galiläa, dem Gebiet fern vom Zentrum des Heiligtums, nimmt das Heil seinen Anfang; hier verkündet Jesus die Gottesherrschaft, hier wirkt er Wunder. In Jerusalem dagegen begegnet Jesus Feindseligkeit, hier wirkt er keine Wunder; die Auseinandersetzung gipfelt in Passion und Kreuz.
Die Person Jesu deutet und charakterisiert Mk als den Sohn Gottes. Die Herrlichkeit Jesu, sein wahres Wesen kann erst durch seinen Tod (und seine Auferstehung) voll begriffen werden: Das erste echte Bekenntnis spricht daher der heidnische (!) Hauptmann unmittelbar nach Jesu Tod.

(kurz aus: J. R. Porter "Jesus und seine Zeit, Leben, Lehre und Deutung des Mannes, den man den Christus nennnt", Obis Verlag, 2001. - Direktorium 2008/2009, Liturgischer Kalender der Erzdiözese Wien.)