Israel
in der Zeit des Babylonischen Exils
586-538 v.Chr.
Mit dem Fall Jerusalems
im Jahre 586 entsteht die Katastrophe des Exils. Ein grosser Teil der
Oberschicht muß ins Exil, in das Land am Euphrat und Tigris, dem
heutigen Irak. Diese Zeit, politisch betrachtet, ist der absolute Tiefpunkt
in der Geschichte des Volkes. Das Nordreich besteht nicht mehr, das Südreich
fristet ein kümmerliches Dasein. Damit waren auch alle Grundlagen
des Glaubens und der bisherigen Lebensordnung in Israel in Frage gestellt:
Das Ende der politischen Existenz, die eigene Identität, die Religion...
Der Beginn der DIASPORA entsteht.
Der Tempel zerstört! Selbst seine grundlegende Gabe, das verheißene
Land, hat Jahwe scheinbar zurückgenommen. Das Lebensgefühl ist
geprägt von tiefer Depression durch die erlittenen Demütigungen.
Ps 137: "An den Strömen von Babylon, da saßen wir und
weinten, wenn wir an Zion dachen". Die Gottesdienste der Exilzeit
waren vor allem Klagegottesdienste. KlgI 2,1-1O, 4,11-16.
Da Juda nun kein Staat mehr ist, werden alle Formen des Zusammenlebens
wieder erneuert. Man orientiert sich wieder stärker an der Familie
bzw. am Familienverband. Die Familie wird zu einem neuen und wesentlichen
Träger des Jahweglaubens. Alte Bräuche werden nun zu "Bekenntniszeichen"
der Zugehörigkeit zu Jahwe (die Beschneidung, verschiedene Speisebräuche,
die Feier des Sabbats). Mit der Zerstörung des Tempels hat der Opferkult
in Jerusalem ein vorläufiges Ende gefunden. Als Ersatz entwickelt
sich im "Exil" die Vorstufe der SYNAGOGE heraus, damit verbunden
die neue Form des Wortgottesdienstes.
Nun treten aber wieder Propheten auf. Ezechiel und seine Gruppe leben
unter den Verbannten in Babylon und helfen ihnen die Situation zu bestehen.
Ein Prophet im Buch Jesaja schildert in Liedern über einen leidenden
Menschen, wie Israel stellvertretend für alle Völker leidet.
Einige Propheten malen Hoffnungsbiler für die Zukunft des Volkes.
Eines davon ist das der Heimkehr in ein völlig neues Heimatland,
bewirkt durch den Geist Jahwes (Ez. 37,11).
Der Perserkönig Kyros ermöglicht die Rückkehr der Exiljuden
in ihre Heimat. Es beginnt die Zeit des Wiederaufbaues.
|